Der Risikowertbeitrag ist ein Beurteilungsmaßstab für ein Risiko, der die eigentliche Risikowirkung ebenso wie die erwartete Ergebnisauswirkung in einer Zahl verbinden, und damit als Performancemaß interpretiert werden kann. Während die Relevanz zunächst nur eine ordinale Beurteilung zulässt, also Risiken in fünf Relevanzklassen einteilt, ist der im Folgenden erläuterte Risikowertbeitrag eine (kardinale) Kennzahl, die basierend auf der gleichen Grundidee die Gesamtbedeutung eines Risikos für das Unternehmen (bzw. den Unternehmenswert) beschreibt.
Die Relevanz ist ein Ausdruck für die Gesamtbedeutung des
Risikos für das Unternehmen und wird unter Berücksichtigung der mittleren
Ertragsbelastung (Erwartungswert, ) sowie des
Value-at-Risk (oder CVaR) ermittelt. Ist der Value-at-Risk (noch) nicht
bestimmt, sollte näherungsweise auf den größten denkbaren Schaden des Risikos
zurückgegriffen werden.
Grundsätzlich ist die Relevanz als Annäherung an die Wirkungen eines Risikos auf den Unternehmenswert zu interpretieren. Der Erwartungswert des Risikos drückt dabei die mittlere Ergebnisbelastung aus, während der geschätzte Höchstschadenswert (ohne Berücksichtigung von Diversifikationseffekten) eine Vorstellung über den risikobedingten Bedarf an (zu verzinsendem) Eigenkapital gibt. Die Relevanz wird damit zum Schätzer für die Wirkung eines Risikos auf den Unternehmenswert, denn der Unternehmenswert ändert sich durch die Veränderung bzw. den Wegfall eines Risikos. Die Wirkung eines Risikos auf den Unternehmenswert (UW) innerhalb eines Jahres kann (unter Vernachlässigung von Diversifikationseffekten) nach der folgenden Formel abgeschätzt werden:
Hierbei bezeichnet rP die Risikoprämie für das Eigenkapital und EW=E(X) den Erwartungswert des Risikos.
Die Risikoprämie (rp) entspricht dabei der Differenz der erwarteten Rendite eines Eigenkapitalinvestments (des Marktportfolios oder näherungsweise eines breiten Aktienindex) gegenüber der Rendite einer risikolosen Anlage (r0). Die Verwendung der Risikoprämie bei der Berechnung des Wertbeitrags eines Risikos unterstellt, dass durch das zusätzliche Risiko Fremdkapital durch Eigenkapital zu substituieren wäre, um die Risikotragfähigkeit eines Unternehmens entsprechend anzupassen. Alternativ lässt sich auch annehmen, dass die zusätzliche Hereinnahme des betrachteten Risikos zu einer Ausweitung der Bilanzsumme durch eine Eigenkapitalerhöhung (gegen Liquide Mittel) kommt. Bei dieser Betrachtung wäre entsprechend anstelle der Risikoprämie die erwartete Rendite des Eigenkapitals zu setzen[54].
Normalerweise wird bei einer Risikoanalyse dem Risiko zunächst nur aufgrund eines abgeschätzten Höchstschadenswerts – ohne Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten – eine Relevanz zugeordnet.
Für die Ermittlung der Risikowertbeitrag basierend auf den Auswirkungen auf den Unternehmenswert, wird nun vereinfachend ein Benchmark-Risiko betrachtet mit nur einer sicheren Schadenshöhe (diese ist dann gleich dem Höchstschadenswert) und einer zugehörigen Eintrittswahrscheinlichkeit (Binominal-Verteilung). Es wird nun für die Höchstschadenswerte, die die Grenzen der Relevanzskala basierend auf den Höchstschadenswerten darstellen, ermittelt, welche Auswirkungen ein Risiko mit einer entsprechenden Schadenshöhe und der Benchmark-Eintrittswahrscheinlichkeit auf den Unternehmenswert hat, wobei Diversifikationseffekte vernachlässigt werden. Im Folgenden wird beispielhaft von einer (hohen) Risikoprämie des Eigenkapitals von 10 % ausgegangen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit des Benchmark-Risikos wird mit 5 % beziffert. Damit ergibt sich die Auswirkung auf den Unternehmenswert für ein Risiko mit einer Schadenshöhe in Höhe von 50 – also der Grenze zwischen den Relevanzen Eins und Zwei – zu: