Die finanzwirtschaftlichen Risiken können sinnvoller Weise eingeteilt werden in interne und externe Risiken. Interne Risiken sind diejenigen, die ihre Ursachen im Unternehmen selbst haben. Unter externen Risiken dagegen sind diejenigen zu verstehen, die von den Finanzmärkten in das Unternehmen hineingetragen werden.
Allgemein gilt, dass sich Liquiditätsrisiken aus jeder für das Unternehmen negativen Veränderung der geplanten Liquiditätszu- und -abflüsse ergeben, sei es, dass sich die Zahlungen in ihren Zeitpunkten verschieben, sei es, dass sie betragsmäßig abweichen oder gar vollständig ungeplant waren. Im Folgenden sind wichtige mögliche Finanzrisikofelder kurz dargestellt.
Finanzielle Stabilität und Liquidität
Zu dieser Risikokategorie gehören zunächst alle Arten von Liquiditätsrisiken, die sich bspw. aus der Verzögerung von Liquiditätszuflüssen oder unerwarteten Liquiditätsabflüssen ergeben könne. Außerdem werden hier Risiken aus einer unbefriedigende oder sich verschlechternde Bonität (Rating) des Unternehmens betrachtet. Diese Risiken führen möglicherweise dazu, dass Banken erforderliche Finanzierungsmittel nicht mehr bereit stellen, die Finanzierungskonditionen verschlechtern oder dass Kapitalerhöhungen an der Börse nur zu unbefriedigenden Konditionen möglich sind. Diese Risikokategorien werden mit Verfahren der Jahresabschlussanalyse (inkl. Ratingsystemen auf Basis neutronaler Netze, wie Baetges „BP 14“ oder ähnlicher Methoden von Füser) analysiert.
Zinsen und Währungen
Gerade bei Unternehmen mit hoher Kapitalbindung, langfristig fixierten Ein- oder Auszahlungen, bzw. hoher Verschuldung spielen Zinsänderungsrisiken für die Gesamtrisikoposition eine wesentliche Rolle. Zinsänderungsrisiken ergeben sich durch Schwankungen der Kapitalmarktzinsen, die bei nährungsweise effizienten Kapitalmärkten kaum vorhersehbar sind . Währungsrisiken spielen insbesondere für diejenigen Unternehmen eine Rolle, deren Absatz oder Einkauf international ausgerichtet ist. Transaktionswährungsrisiken zeigen sich darin, dass bestehende Forderungen oder Verbindlichkeiten durch Währungsschwankungen in ihrem Marktwert schwanken oder Abweichung von geplanten Einnahmen und Ausgaben auftreten, die in Fremdwährungen zu fakturieren sind. Neben diesen eher kurzfristigen Risiken treten „ökonomische“ Währungsrisiken“, die bei einer länger anhaltende Verschiebungen der Wechselkurse zu einer Veränderung der Wettbewerbspositionen von Unternehmen führen.
Wertpapier und Portfolioplanung
Wesentliche Risiken sind hierbei Wertschwankungen bei Aktien des Umlaufvermögens oder von Anleihebeständen.
Derivate
Außerordentliche hohe Risiken können für Unternehmen durch einen nicht adäquat abgesicherten Einsatz derivativer Produkte, wie z.B. Future, entstehen.
Bonitäts- und Adressausfälle
Bonitäts- und Adessausfallrisiken entstehen durch den möglichen Ausfall eines Vertragspartners. Häufigstes Beispiel hierfür ist der Forderungsausfall durch Konkurs von Kunden.
Beteiligung und Unternehmenskäufe
Die Risiken aus Beteiligungen sind insbesondere deren Wertschwankungen Eine besondere Risikokategorie besteht beim Kauf neuer Unternehmensbeteiligungen, weil deren realer Wert – selbst nach einem Due-dilligence-Prozess – auf Grund unvollständiger Informationen nicht präzise beurteilt werden kann.
Ebenfalls in diesen Bereich fällt das Risiko, dass das benötigte Fremdkapital gar nicht mehr, nicht mehr in der gewünschten Höhe oder nur noch zu deutlich verschlechterten Konditionen bereit gestellt wird, weil die Kreditgeber das Unternehmen nicht mehr für ausreichend kreditwürdig halten (zum Thema Rating siehe auch Kapitel 4.3).
Ein zentrales externes Finanzrisiko, das auf den ersten Blick sehr unspektakulär erscheint und deswegen bei der Risikoidentifikation auch leicht übersehen wird, besteht in einer nachhaltigen Konditionenverschlechterung für benötigtes Fremdkapital aufgrund von Schwankungen der Kapitalmarktzinsen. Dieses Risiko beinhaltet aufgrund der starken Fremdkapital-Abhängigkeit der meisten Unternehmen eine hohe Bedeutung für die Gesamtrisikoposition dieser Unternehmen. Im Übrigen ist dieses externe Risiko in wichtigen Punkten vom o. g. internen Risiko der durch ein unvorteilhaftes Rating verursachten Konditionenverschlechterung zu trennen.