Krisen, überall! Und wer hat die Risiken beachtet?
Die Finanzkrise 2008, die Corona-Pandemie ab 2020 und nun der Ukraine-Krieg mit seinen wirtschaftlichen Folgen zeigen es deutlich: jede unternehmerische Tätigkeit ist mit Risiken verbunden. Und gerade die Risiken aus dem geopolitischen Umfeld sollten nicht ignoriert werden, da sie oft zu schweren Wirtschaftskrisen führen.
Studien zeigen aber auch, dass in den meisten Unternehmen Chancen und Gefahren (Risiken), die zu Planabweichungen führen können, zu wenig beachtet werden. Insbesondere werden an sich bekannte Risiken aus dem Umfeld, wie Pandemie, geopolitische Risiken oder eine drohende Zinskrise ignoriert. Auch bei unternehmerischen Entscheidungen werden Risiken ignoriert, was die oft auf Single-Sourcing-Entscheidungen zurückführbaren akuten Lieferketten-Probleme zumindest mit erklärt. Es hilft offensichtlich wenig sich erst mit Risiken zu beschäftigen, wenn sie bereits eingetreten sind. Zu empfehlen ist eine systematisch Risikoanalyse, die insbesondere auch volkswirtschaftliche „Extremrisiken“, die zu Krisen führen können, mit betrachtet. Dies ist ökonomisch sinnvoll und seit 01.01.2021 durch §1 StaRUG auch bei mittelständischen Unternehmen gesetzlich vorgeschrieben („Die News“, https://dienews.net/artikel/haftungsrisiken-minimieren/).
Gefordert wird die Früherkennung möglicher „bestandsgefährdender Entwicklungen“ und bei Bedarf die Initiierung „geeigneter Gegenmaßnahmen“ zur Risiko- und Krisenbewältigung. Solche bestandsgefährdenden Entwicklungen sind meist das Resultat von Kombinationseffekten mehrerer Einzelrisiken, was eine Identifikation, Quantifizierung und Aggregation von Risiken erfordert. Die schnelle Veränderung des politischen und ökonomischen Umfelds seit Anfang 2022 lässt es ratsam erscheinen, eine bestehende Risikoanalyse, speziell die Risikoquantifizierung, zu aktualisieren und dabei systematisch volkswirtschaftliche und geopolitische Risiken näher zu betrachten.
von Werner Gleißner
31. März 2022