Ukraine-Krieg, Energiekrise und die fehlende Robustheit Deutschlands
In einem Interview für „Mission Money“ hatte ich vor ein paar Tagen die Gelegenheit, die aktuelle Krisen- und Risikolage Deutschlands einzuordnen und auf weitere bestehende volkswirtschaftliche und geopolitische Risiken hinzuweisen (vielen Dank lieber Herr Lochner für die Gelegenheit zum Interview).
Auch wenn der Titel nun eine doch recht knappe – und harte – Zusammenfassung meiner Analysen darstellt, lässt sich die Kritik wissenschaftlich klar untermauern. Wir wissen leider seit Jahren, dass der deutsche Staat nicht ausreichend robust ist. Und die in der Risikoforschung seit langem bekannten Risiken wurden weitgehend ignoriert und bei wichtigen politischen Entscheidungen nicht berücksichtigt. Den vertiefend interessierten Lesern empfehle ich dazu folgende beispielhafte Studien:
- Blum, U. / Gleißner, W. (2021): Die Corona-Krise und andere Extremrisiken: eine Bewertung der Robustheit Deutschlands, in: Thomaschewski / Völker (Hrsg.): Standort Deutschland – Herausforderungen und notwendige Reformen, Kohlhammer, Stuttgart, S. 249-268.
- Blum, U. / Gleißner, W. / Kamarás, E. (2021): Führen in der Krise und Bewältigung interdependenter Risiken, in: GRCaktuell, Heft 3/2021, S. 92-100.
- Gleißner, W. (2020): Wie robust ist Deutschland. Erkenntnisse aus der Corona-Krise, 25.04.2020, http://wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=27154 (abgerufen am 20.07.2022).
- Gleißner, W. (2021): Die COVID-19-Pandemie und der Umgang mit Risiken und Krisen: Lessons Learned für Staaten und Unternehmen, in: Corporate Finance, Nr. 05-06 vom 28.05.2021, S. 121-127.
- Gleißner, W. (2021): Strategisches Management unter Unsicherheit: Das robuste Unternehmen, in: REthinking Finance, Heft 1 (Februar 2021), S. 33-41.
- Gleißner, W. (2022): Der Ukraine Krieg. Sechs kurze Botschaften für die Verantwortlichen in Staat und Wirtschaft, 22.06.2022, https://www.risknet.de/themen/risknews/sechs-kurze-botschaften-fuer-die-verantwortlichen-in-staat-und-wirtschaft/ (abgerufen am 20.07.2022).
- Gleißner, W. / Follert, F. (2022): Die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas. Ein Beispiel für Risikoblindheit bei politischen Entscheidungen, in: Wirtschaftsdienst, 102. Jg., Heft 7, S. 474-478.
- Gleißner, W. / Kamarás, E. (2020): Volkswirtschaftliche Risiken und deren betriebswirtschaftliche Konsequenzen (Teil 1), in: Der Betrieb vom 17.08.2020, Heft 33, S. 1689-1695.
- Gleißner, W. / Kamarás, E. (2020): Volkswirtschaftliche Risiken und deren betriebswirtschaftliche Konsequenzen (Teil 2), in: Der Betrieb vom 24.08.2020, Heft 34, S. 1745-1753.
- Follert, F. / Gleißner, W. / Möst, D. (2021): What Can Politics Learn from Management Decisions? A Case Study of Germany’s Exit from Nuclear Energy after Fukushima, in: Energies 2021, Jg. 14, Heft 13, S. 3730 ff.
Ich hoffe sehr, dass die nun in der aktuellen Krise (erneut) offenkundig gewordene Relevanz des Themas dazu führt, dass man dem Problem der Risikoblindheit bei vielen Entscheidungsträgern, bei Staat und Politik, etwas entschiedener entgegentritt – und mehr an der Verbesserung der Robustheit von Deutschland und der deutschen Unternehmen arbeitet.
Auch wenn ich neben Planszenarien immer auch versuche, über die weniger erfreulichen „Stressszenarien“ nachzudenken, bleibe ich dabei doch ein Optimist.