Ein Rating ist eine Bewertung der Bonität und damit der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens (Emittenten). Dadurch wird die Fähigkeit eines Kreditnehmers beschrieben,
seinen eingegangenen Zahlungsverpflichtungen in der Zukunft nachzukommen. Insbesondere beim Unternehmensrating ist damit die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz maßgeblich.
Finanzinstitute beurteilen die Unternehmen zuerst mit Hilfe von kennzahlenbasierten Ratingsystemen, da dies (oft) auch aus öffentlich verfügbaren Daten (veröffentliche Jahresabschlüsse) weitgehend möglich ist. Aber auch nach Einbeziehung von weiteren (qualitativen) Faktoren, behält die traditionelle quantitative Finanzanalyse weiterhin ein hohes Gewicht im Rahmen der Beurteilung eines Unternehmens durch eine Bank.
Um ein Gefühl zu bekommen, wie die Bank das Unternehmen grundsätzlich sieht, können Sie das Finanzkennzahlenrating des Jahres aufrufen.
Das Finanzrating wertet schwerpunktmäßig die für das Rating besonders maßgeblichen
Jahresabschluss-Kennzahlen aus. Zu beachten ist, dass das finanzielle Rating im engeren
Sinne keine Kriterien für das Ertragsrisiko eines Unternehmens umfasst, sondern lediglich die Risikotragfähigkeit beschreibt. Risiko-Kennzahlen, welche die Volatilität des zukünftig erwarteten Ertragsniveaus bestimmen (zum Beispiel ein Maß für den Umfang von
Nachfrage- oder Kostenschwankungen) werden hier nicht, auch nicht indirekt, erfasst.
Ratings dienen immer dazu, die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Unternehmens abzuschätzen. So existieren sogenannte Masterskalen, mit denen die Notationen der verschiedenen Finanzinstitute in eine Ausfallwahrscheinlichkeit umgerechnet werden können. So entspricht die Notation BB+ von S&P (ca.) einer Ausfallwahrscheinlichkeit von 1% pro Jahr.
Abbildung 73: Finanzrating
Für die einzelnen Kennzahlen des Finanzkennzahlenratings werden dargestellt:
• Unterteilung der Ausprägung in eine 5er Skala (für die Ratingnote typische Bandbreite),
• Exakter Wert in dem Jahr
• Eine Ampel, die eine schnelle Einschätzung der Ausprägung möglich macht
• Die Entwicklungstendenz gegenüber Vorjahr in Form eines Pfeils.
Die Ergebnisse werden in der Notation der FVG (Schulnotenskala 1 bis 5), in der bekannten Notation von S&P sowie in Form einer (mit Hilfe der Masterskala umgerechneten) Ausfallwahrscheinlichkeit dargestellt.
Auf das Finanzrating des letzten Ist-Jahres greift auch das Zukunftspotentialrating zurück (siehe 10.3)
Bitte beachten Sie, dass in der Ermittlung angezeigter Werte des Finanzratings bis zu fünf Jahresabschlüsse mit unterschiedlicher Gewichtung einfließen können (siehe 5.4.8). Hiermit kann berücksichtigt werden, dass eine einfache Fortschreibung der Vergangenheitsdaten ohne weiteres nicht möglich ist. Ebenso kann ein einzelnes Jahr nicht alleine die finanzielle Situation des Unternehmens abbilden.
Um zusätzlich eine positive oder negative Entwicklung der Finanzsituation im Unternehmen widerzuspiegeln, werden außerdem für die bereinigte wirtschaftliche Eigenkapitalquote und die Gesamtkapitalrendite ein Trend vom letzten zum vorletzten Jahr berücksichtigt (siehe 5.4.8).
Eine ausführliche Darstellung des Finanzratings und der verwendeten Kennzahlen können Sie aus Kapitel 16.11 ersehen.